Weihnachtslieder wunderschön interpretiert in Krumbach
(Augsburger Allgemeine, 10. Dezember 2019)
Konzert Warum der namhafte Tonsetzer Max Welcker erst vergessen und jetzt wiederentdeckt wurde. Am 8. Dezember sind weihnachtliche Werke des Komponisten von Liederkranz und dem Ensemble Dimuthea in St. Michael zu hören
Von Thomas Niedermair
Ein in Details traumhaft schönes Konzerterlebnis wurde den Liebhabern qualitätvoller Chormusik unter dem Motto „Orana – Willkommen in der Weihnachtszeit“ in der Stadtpfarrkirche St. Michael in Krumbach beschert. Zur Aufführung kamen dabei nicht nur Werke des schwäbischen Komponisten Max Welcker (1878 – 1954), der seine letzten zehn Lebensjahre als Pädagoge und Chorleiter in Krumbach verbracht hat, sondern auch Weihnachtslieder aus mehreren Jahrhunderten und aus aller Welt.
Ihr diesjähriges Adventskonzert konnte die Chorgemeinschaft Liederkranz Krumbach, die von Max Welcker während dessen Aufenthalt in Krumbach geleitet worden ist, mit besonderen Gästen als – im wahrsten Wortsinn – stimmiges Gemeinschaftsprojekt gestalten. Das Dresdner Ensemble Dimuthea (eine Abkürzung für „DIe MUsikTHEAtralischen“), ein seit 2008 bestehendes Ensemble, dessen Mitglieder nicht nur hervorragend zu singen verstehen, sondern sich neben der Vokalkunst auch dem Theaterspiel widmen, überzeugte unter der Leitung seines ebenso charismatischen wie souveränen Dirigenten Prof. Reinhart Gröschel. Der herzhafte und ausdrucksstarke Auftritt dieses vierstimmigen Chores riss die Zuhörer im zu nachmittäglicher Stunde gutbesuchten Gotteshaus immer wieder zu starkem Applaus hin. Zum Gelingen dieser stimmungsvollen und von eindrucksvoller Stimmgewalt geprägten 100 Konzertminuten trugen auch der einheimische Liederkranz unter der versierten Leitung von Wolfram Seitz und der die Chöre am Klavier einfühlsam begleitende Welcker-Experte Rolf Schinzel bei, der gerade ein Buch über den von Krumbacher Schulkindern als „Sultan“ bezeichneten Lehrer und Musiker schreibt.
Den konzertanten Reigen eröffnete der Chor aus Dresden mit dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden französischen Kinderlied „Carillon de Vendome“. Dem eingängigen Mittelalter-Stück über das geradezu himmlische Geläut von Kirchen- und Stadtglocken folgte mit dem australischen Song „Carol of the Birds“ von William G. James (1892 – 1977) ein vergleichbar glockenklar intoniertes Stück, in welchem verschiedene Vogelarten die Geburt Christi feiern und hierzu hingebungsvoll „Orana to Christmas Day“ bekunden. „Hijo de la luna“ („Mondkind“), von J. M. Cano 1986 komponiert, erlaubte einen Ausflug in romantisch-düstere Märchenwelten, ehe beim Kirchenlied „Mache dich auf und werde Licht“ (Musik: Markus Jenny) erstmals beide Chöre gemeinsam agierten und den mutmachenden Bibel-Text (nach Jes. 60,1) als mit der Gemeinde gesungenen Kanon präsentierten.
Hoffnung auf weiße Weihnachten bei den Krumbachern
Der Liederkranz brachte mit dem beliebten Winterlied „Leise rieselt der Schnee“ die Hoffnung auf „weiße Weihnachten“ zum Ausdruck, besang in „Schön ist die Erde“ unseren allen Krisen und Problemen zum Trotz immer noch faszinierenden Planeten und setzte mit „Engel singen Jubellieder“ wirkungsvolle Akzente.
Anschließend standen Kompositionen von Max Welcker im Mittelpunkt. Ihm und seinen Weihnachtsliedern haben der Chor Dimuthea und der Pianist und Organist Rolf Schinzel bereits im Jahr 2018 die Doppel-CD „Lichterglanz vom Himmelszelt“ gewidmet, auf der neben 24 Welcker-Stücken auch heiter-besinnliche Texte des Sängers, Erzählers und Literaten Dr. Stephan Reher enthalten sind. Daraus präsentierten Reinhart Gröschel und sein Ensemble zunächst die Lieder „Weihnachten“ (Op. 111,1), „Weihnacht“ (Op. 113,3), „Die Erde ruht in Frieden“ (Op. 76,6) und „O heilige Nacht!“ (Op. 111,3). Nachwuchssänger Albert Heimke vermittelte – vom Flötenspiel des Dirigenten begleitet – als überzeugender Solist in liebenswerter Manier den „Dank der Kinder an das Christkind“ (Op. 179,6), während die erwachsenen Chormitglieder bei „O Weihnachtsklang, o Weihnachtsglück“ (Op. 76,5) und „Weihnacht“ (Op. 113,3) glänzten. Sänger Uwe Hanicke trug mit munterer Mimik und kräftiger Stimme Texte von Stephan Reher vor, wie etwa das Gedicht „Das Waldweibchen“, und hatte dabei die Lacher auf seiner Seite.
Nach dem von beiden Chören und der Gemeinde gemeinsam gesungenen Kirchenlied „Die Nacht ist vorgedrungen“ von 1938/39 (Text: Jochen Klepper; Musik: Johannes Petzold) boten Wolfram Seitz und der Liederkranz mit „O du fröhliche“ und „Ihr Kinderlein kommet“ (nach der Krumbacher Melodie) bekanntes Liedgut in souveräner, sauberer Ausführung. Die Dresdner ließen mit dem englischen Weihnachts-Song „The First Noel“ (frühes 19. Jahrhundert), den sie sehr effektvoll mit dem eingängigen „Kanon“ von Johann Pachelbel (1653 – 1706) verbanden, einen weiteren Höhepunkt folgen.
Der Krumbacher Chorleiter Max Welcker hat wunderschöne Musik geschaffen
„Max Welcker hat wunderschöne Musik geschaffen“, betonte Reinhart Gröschel, „wenn man ein wenig den Staub der Spätromantik entfernt“. Die zum klangvoll krönenden Abschluss des Konzertes von zwei vierstimmigen Chören, nämlich von Dimuthea und dem hierbei auf der Empore agierenden Liederkranz, gemeinsam präsentierte „Heilige Nacht“ (Op. 81,2), bei der Chor 1 Franz Grubers und Josef Mohrs Originalfassung von „Stille Nacht“ singt, Chor 2 hingegen die Version des schwäbischen „Sultans“, verdeutlichte die kompositorischen Fähigkeiten Welckers besonders hörenswert. Das französische Lied „Cantique Noel“ von Adolphe Charles Adam (1803 – 1856) und – als Zugabe – Welckers „Weihnachtslegende“ (Op. 59a), von Dimuthea in makelloser Qualität gesungen, bescherten diesem gelungenen Gemeinschaftsprojekt ein passendes, weil stimmungsvolles und stimmkräftiges Finale.
Zehn Jahre wirkte Max Welcker in Krumbach
(Augsburger Allgemeine, 7. Dezember 2019)
Am 8. Dezember sind weihnachtliche Werke des Komponisten von Liederkranz und dem Ensemble Dimuthea in St. Michael zu hören
Konzert Warum der namhafte Tonsetzer Max Welcker erst vergessen und jetzt wiederentdeckt wurde. Am 8. Dezember sind weihnachtliche Werke des Komponisten von Liederkranz und dem Ensemble Dimuthea in St. Michael zu hören
Von Dr. Heinrich Lindenmayr
Max Welcker, Pädagoge und Komponist (1878 – 1954), verlor bei einem Bombenangriff auf Augsburg, vermutlich in der Augsburger Bombennacht Ende Februar 1944, seine Wohnung. Er zog zu seinem Onkel nach Krumbach, in das Gebäude der heutigen Michaelsapotheke. Noch im gleichen Jahr übernahm der erfahrene Organist und Chorleiter die „Chorgemeinschaft Liederkranz Krumbach“ und dirigierte sie zehn Jahre lang. An das Wirken von Max Welcker in Krumbach erinnert heute der Max-Welcker-Weg, ansonsten ist der Komponist kaum noch bekannt.
Dass er vergessen wurde, mag erstaunen, denn Max Welcker war im Musikleben seiner Zeit eine anerkannte Größe. 578 Kompositionen hat er veröffentlicht, 14 Verlage druckten seine Werke. Besonders populär war beispielsweise sein „Zwetschgendatschi“, den der berühmte Volkssänger und Kabarettist Ferdl Weiß monatelang in München mit großem Erfolg aufführte. Auf seinen Reisen durch Europa traf Max Welcker über 500 Chorleiter und Dirigenten, die seine Werke schätzten und aufführten. Es ist eine Musik im Stil der Spätromantik, handwerklich sauber gearbeitet, durchaus auch volkstümlich, eine Musik, die, wie der Dresdener Pianist und Entertainer Rolf Schinzel sagt, ans Herz geht.
Emotional stark hatte Rolf Schinzel in seiner Kindheit ein Weihnachtslied berührt, das sein aus dem Sudetenland vertriebener Vater in Norddeutschland kennengelernt hatte und das in seiner Familie zum Christfest immer gesungen wurde. Später hat er Melodie und Text aus dem Gedächtnis niedergeschrieben und bei Weihnachtskonzerten aufgeführt. Da sich immer wieder Konzertbesucher über das Lied begeistert äußerten, forschte Schinzel schließlich nach dem Komponisten und stieß auf Max Welcker.
Im Zuge seiner Beschäftigung mit dem Komponisten entdeckte er eine Fülle von Weihnachtsliedern aus der Feder von Max Welcker, darunter auch etwas Einmaliges: Von Welcker gibt es ein „Stille Nacht, heilige Nacht“, achtstimmig und doppelchörig. Der eine Chor singt die originale Fassung von Franz Xaver Gruber, der andere Chor singt Melodie und Text von Max Welcker. Das sei keine der üblichen Bearbeitungen, das sei etwas ganz Eigenständiges und Wunderschönes, meint Rolf Schinzel.
Leider hatte man in der Nachkriegszeit in Deutschland wenig Sinn für spätromantische Musik. Zudem nahm in den 60er Jahren die Zahl der Männerchöre stark ab und gerade für sie hatte Welcker viel komponiert. Keineswegs nur romantisch und heimelig empfinde man heute diese Musik. Und weil das so sei, habe er beschlossen, Welcker biografisch und musikhistorisch zu erschließen. Für den „Literaturherbst Krumbach 2020“ geplant ist eine Lesung von Rolf Schinzel aus der Welcker-Biografie, an der er gerade schreibt.
Eine besondere Rolle dürfte Krumbach bei der Wiederentdeckung von Max Welcker spielen. Denn der eine Teil seines musikalischen Nachlasses liegt im Staats- und Stadtarchiv Augsburg, der andere im Mittelschwäbischen Heimatmuseum in Krumbach. Insgesamt rund 600 Einzeldokumente befinden sich im Krumbacher Museum, erklärt Museumsleiterin Anita Roth. Handschriftliches, Fotos, Dokumente und Kompositionen hat sie in vier graue Kartons eingeordnet. Daneben gibt es auch „Handgreifliches“: Metronom, Stimmgabel, Stimmschlüssel, Taktstock und Schulgeige von Max Welcker, der in seinen letzten Lebensjahren in Krumbach unterrichtete und als Konrektor ausschied. Was es mit seinem Spitznamen „Sultan“ auf sich hatte, darüber könnte Schinzels Lesung im Herbst des nächsten Jahres Aufschluss geben.
Warten müssen die Krumbacher aber nicht lange auf eine Wiederbegegnung mit dem Werk von Max Welcker. Das Ensemble „Dimuthea“ aus Dresden und die Chorgemeinschaft Liederkranz Krumbach führen unter der Leitung von Prof. Reinhart Gröschel und Wolfram Seitz Weihnachtliches von Max Welcker auf, und zwar am 8. Dezember um 16 Uhr, in der Stadtpfarrkirche St. Michael.
Über 600 Dokumente zu Leben und Werk des Komponisten Max Welcker liegen im Mittelschwäbischen Heimatmuseum. Museumsleiterin Anita Roth freut sich über diesen „Schatz“. Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr
Der Tonsetzer Max Welcker wirkte zehn Jahre in Krumbach. Hier leitete er den Liederkranz.
Variantenreich „Stille Nacht“ in der Hoffnungskirche
(Sächsische Zeitung, 29. November 2019)

Hoffnungsschimmer zu bitteren Notzeiten
(???)

Noch nie gehörte „Stille Nacht!“
(Sächsische Zeitung, 29. November 2018)
Ein Villinger sucht und findet die Wurzeln eines ganz besonderen Weihnachtsliedes
(SÜDKURIER, 19. November 2018, 17:40 Uhr)
Der gebürtige Villinger Rolf Schinzel hat die Weihnachtslieder von Max Welcker neu entdeckt und sogar eine CD veröffentlicht. Alle Sprösslinge der Familie sind in der Region musikalisch verwurzelt. Mit zwei Hörproben im Video!
von Claudia Hoffmann
Villingen-Schwenningen – Ein Lied, das der Vater immer an Weihnachten gesungen hat, war für den Musiker Rolf Schinzel der Auslöser, eine CD mit unbekannten Weihnachtsliedern des völlig in Vergessenheit geratenen schwäbischen Komponisten Max Welcker aus Augsburg aufzunehmen. Rolf Schinzel ist in Villingen geboren und aufgewachsen, seit 1990 lebt er in Dresden, wo er direkt nach der Wende eher durch Zufall gelandet ist.
Rolf Schinzel hat keine Mühen gescheut, um die Wurzeln des Weihnachtsliedes „Lichterglanz vom Himmelszelt“ aufzuspüren. Das Lied wurde im Kreise der Familie Schinzel in Villingen immer an Weihnachten gesungen. Bild: Robert Jentzsch
Rolf Schinzel hat keine Mühen gescheut, um die Wurzeln des Weihnachtsliedes „Lichterglanz vom Himmelszelt“ aufzuspüren. Das Lied wurde im Kreise der Familie Schinzel in Villingen immer an Weihnachten gesungen. Bild: Robert Jentzsch | Bild: Robert Jentzsch 0179-3288989
Ohne das Lied „Lichterglanz vom Himmelszelt“ gab es bei Familie Schinzel in Villingen kein Weihnachten. Rolf Schinzel hat noch vier Schwestern, die alle noch in Villingen und der Region leben und ebenfalls sehr musikalisch sind. Martina Hanke lebt in Wolfach im Kinzigtal und spielt seit vielen Jahren beim Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen mit, Pia Binkert spielt im großen Orchester der Stadtmusik, und Regina Thoma ist seit Jahrzehnten beim Spielmannszug. Auch Rolf Schinzel selbst hat früher bei der Stadtmusik Horn gespielt. Seine Schwester Monika hat sogar ein Arrangement für die CD ihres Bruders beigesteuert.
Auf Recherche
„Mein Vater hat dieses Lied nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung aus dem Sudetenland in den 50-er Jahren wohl in Norddeutschland kennengelernt“, erzählt Schinzel. Der Vater stimmte „Lichterglanz“ an, die Familie sang „Stille Nacht“ dazu. Erst Jahre später stellte sich Rolf Schinzel die Frage, wer dieses Lied, das für ihn untrennbar mit seiner Kindheit, seiner Jugend und seiner Familie verbunden ist, eigentlich komponiert hat. Eine lange Suche begann. Erst vor einiger Zeit wurde Rolf Schinzel fündig und stieß auf den Namen Max Welcker. „Noten waren aber nicht erhältlich und so habe ich es aus dem Gedächtnis ausgeschrieben und auf verschiedenen Weihnachtskonzerten gespielt“, so Schinzel.
Wichtiger Fund in Bayern
Stets gab es Nachfragen nach diesem Lied und dies spornte Schinzel an, seine Recherchen zu intensivieren. Fündig wurde Schinzel schließlich in der Bayrischen Staatsbibliothek, wo Noten Welckers liegen. „Er hat rund 535 Werke hinterlassen, die aus verschiedensten Gründen in Vergessenheit geraten sind“, berichtet Schinzel. Darunter sind alleine 70 Weihnachtslieder, die nie aufgeführt und aufgenommen worden sind. Diese Lücke in der Musikliteratur hat der Villinger Musiker jetzt mit der CD „Lichterglanz vom Himmelszelt“ mit dem Ensemble Dimuthea geschlossen. In mehreren Kompositionen ist das weltbekannte Weihnachtslied „Stille Nacht“ von Franz Xaver Gruber, das dieses Jahr seinen 200. Geburtstag feiert, durch Max Welcker verarbeitet worden. So auch im Lied „Lichterglanz vom Himmelszelt“.
Biographie erscheint im Sommer
Bei den Recherchen hat Schinzel so viel spannendes Material über den Chorleiter und Komponisten Max Welcker ausgegraben, dass der Ex-Villinger jetzt noch an einer Biografie schreibt: „Eigentlich hätte die auch an Weihnachten fertig sein sollen, aber es ist eine Fülle an Material geworden. Jetzt peile ich als Veröffentlichungstermin den Sommer 2019 an.“
Rolf Schinzel hat seine musikalische Ausbildung an der früheren Jugendmusikschule Villingen-Schwenningen mit Klavier, Gesang, Waldhorn, Kirchenorgel und Musiktheorie begonnen. Nach dem Studium hat er in Heidelberg Klavier, Gesang, Liedbegleitung und Kammermusik studiert. Danach hat er die Chance bekommen, als Assistent für Vokalkorrepetition an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden anzufangen. Schnell hat sich Schinzel im Osten eingelebt, viele Kontakte geknüpft und schnell war für den Villinger klar, dass er in Dresden bleibt: „Ich fühle mich sehr wohl hier, es ist eine interessante Stadt.“
Schinzel auch in Zittau aktiv
Seit 2014 ist er auch in der Partnerstadt von Villingen-Schwenningen tätig, in Zittau: Er unterrichtet an der Kreismusikschule Dreiländereck in Löbau/Zittau – allerdings für deutlich weniger Geld, als seine westdeutschen Kollegen erhalten. Zu dem ohnehin schon geringeren Gehalt bezahlt die Kreismusikschule nochmals rund 30 Prozent weniger als andere Musikschulen im Osten. „Mein finanzieller Beitrag zur Wiedervereinigung beläuft sich mittlerweile sicher auf mehrere Hunderttausend Euro“, rechnet Schinzel vor. Seit 2016 hat er auch einen Lehrauftrag für Gesang an der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen in Dresden. Er hat sich in seiner Wahlheimat Dresden neben seiner Unterrichtstätigkeit ein Standbein als Musiker geschaffen, der mit verschiedenen Programmen auftritt.
Für den Vertrieb der neuen CD hat Rolf Schinzel mit einem Kollegen sogar eine Vertriebsgesellschaft gegründet: „Anders wäre das logistisch gar nicht machbar.“
Die CD
Die CD „Lichterglanz vom Himmelszelt“ mit dem Ensemble Dimuthea, herausgegeben von Rolf Schinzel gibt es für 19 Euro zuzüglich Versand unter www.dimuthea.de/weihnachtscd_2018. Auch auf i-tunes ist die CD bereits erhältlich. (cho)
Max Welcker: Dresdner Chor huldigt vergessenem Komponisten
Der Dresdner Chor Dimuthea hat das Werk des bayerischen Komponisten Max Welcker (1887-1954) aus dem Dornröschenschlaf geholt
(Quelle:dpa) (Imke Zeutke,11/2018)
Der Dresdner Chor Dimuthea hat das Werk des bayerischen Komponisten Max Welcker (1887-1954) aus dem Dornröschenschlaf geholt. Wie das Ensemble am Donnerstag mitteilte, soll eine Doppel-CD mit bisher unveröffentlichten Weihnachtsliedern am 2. Dezember in Dresden vorgestellt werden. „Welcker hat rund 535 Werke hinterlassen, die aus verschiedensten Gründen in Vergessenheit geraten sind. Darunter sind allein 70 Weihnachtslieder, die nie aufgeführt und aufgenommen worden sind“, sagte der Pianist Rolf Schinzel. Welcker stammte aus Augsburg und arbeitete auch als Organist, Chorleiter und Musikpädagoge.
Schinzel war bei der Suche nach einem Weihnachtslied seiner Kindheit auf Welcker gestoßen. In der Bayerischen Staatsbibliothek hatte er schließlich Erfolg. Dort fand er auch Kompositionen, bei denen Welcker den Weihnachtshit „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Franz Gruber verarbeitet hatte. Einige davon sind nun auf der CD „Lichterglanz vom Himmelszelt“ zu hören. Die Aufnahme fällt mit einem Jubiläum zusammen. Denn vor 200 Jahren wurde der Klassiker „Stille Nacht, heilige Nacht“ erstmals gesungen.
Das Ensemble Dimuthea entstand vor zehn Jahren trägt sein Programm quasi im Namen: „Die Musiktheatralischen“ singen nicht einfach nur, sondern interpretieren Musik auch szenisch.
(mehr dazu bei www.rtl.de)
dimuthea brachte über 50 Laien – Sänger, Tänzer und Musiker – auf die Bühne
Die Gewinner der Chorprämie 2016 zeigen sich wieder kreativ und innovativ (Uwe Winkler,unisono 2/2017)
Die Projektleitung des Musical-Konzertes „Welcome to Wonderland“ lag bei „dimuthea – Die Musiktheatralischen e.V.“ (»unisono« berichtete im letzten Jahr ausführlich). Der Verein brachte im September 2016 über 50 Laiensängerlnnen, -tänzerlnnen und Musikerinnen auf die Bühne der Theaterruine St. Pauli in Dresden. Unter der künstlerischen Leitung von Professor Reinhart Gröschel erklangen an zwei Konzertabenden in jeweils drei Stunden 33 Titel aus elf Musicals des amerikanischen Komponisten Frank Wildhorn.
Das war nicht nur ein abendfüllendes Programm. Das Projekt stieß auf sehr großes Interesse beim Komponisten und dessen Umfeld. Denn es ist weltweit einmalig, dass ein Musicalkonzert ausschließlich mit seinen Titeln und von Laien gestaltet und durchgeführt wurde.
Beteiligt an dem Projekt waren Mitglieder des „Zentrums der menschlichen Stimme Dresden“, Abiturienten des Bertolt-Brecht-Gymnasiums sowie Tänzerinnen und Tänzer aus dem Leistungskurs der Tanzschule Herrmann-Nebl Dresden.
Interessierte Jugendliche aus dem Bertolt-Brecht-Gymnasium nebst Musiklehrerin sowie musicalbegeisterte Sängerinnen und Sänger von „dimuthea“ und dem „Zentrum der menschlichen Stimme“ fanden sich für die Aufführungen zu einem Gesamtensemble zusammen. Die Musicalband wurde ebenfalls eigens für dieses Projekt zusammengeführt, Tänzerinnen und Tänzer mussten geworben werden, Tanzszenen des Chors zusätzlich zur musikalischen Arbeit einstudiert werden. Alle 33 Titel wurden während der Konzerte komplett ohne Noten gesungen.
Die Probenarbeit begann im Februar 2016. Zunächst fanden die Proben zwei mal monatlich statt, seit dem Frühsommer gab es mehrere Probenwochenenden. Begleitet wurden die Proben und Konzerte vom Presseclub Dresden und dem Dresden Fernsehen, welche als Medienpartner gewonnen werden konnten.
NOCH NIE WAS VON FRANK WILDHORN GEHÖRT?
Uwe Hanicke bringt mit »dimuthea« ein Musical-Konzert des amerikanischen Komponisten auf die Bühne
(Imke Zeutke,unisono 2/2016)
Auf den Komponisten dieses Werks aufmerksam geworden, beeindruckte Uwe Hanicke vor allem die Grazer Inszenierung von „Dracula“ mit Thomas Borchert in der Titelrolle und Uwe Kröger als »van Helsing«. ,,Die Musik von Frank Wildhorn begeistert mich, die muss noch viel bekannter werden“, so Uwe Hanicke auf die Frage, wie er als Physiker auf die Idee kam, ausgerechnet ein Musicalkonzert mit Melodien des Amerikaners Frank Wildhorn in Dresden aufführen zu wollen. Frank Wildhorn, so schwärmt er, sei der erste Komponist, der nach Gershwin drei Stücke gleichzeitig am Broadway laufen hatte. Und dies zu Recht!
Seit mehr als zwei Jahren ist der Vorsitzende des Chorensembles »Dimuthea e.V« Uwe Hanicke nun dabei, sich seinen Traum zu erfüllen und ein Konzert mit seinen Lieblingsmelodien in Szene zu setzen. Ein riesiger organisatorischer Aufwand, der viele begeisterte Mitstreiter verlangt. So holte er sich von Anfang an Professor Reinhart Gröschel vom Zentrum der menschlichen Stimme als künstlerischen Leiter mit ins Boot und gewann für das Projekt die Sängerinnen und Sänger von »dimuthea«. Verhandlungen mit dem Management von Frank Wildhorn standen an, um die Rechte für die Stücke zu erhalten. ,,Frank Wildhorn selbst war sofort begeistert von unserem Konzept“, so Uwe Hanicke. Die Idee, nicht nur die großen Balladen und Duette des Komponisten vorzustellen, sondern den Schwerpunkt auf die Ensemble-Stücke zu legen, ist so in einem Konzert mit Werken des Komponisten in diesem Umfang wohl einmalig. Inzwischen laufen die Proben mit den Laiensängern von »dimuthea«, Mitgliedern des Zentrum der menschlichen Stimme, Mitgliedern des Schulchors vom Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden sowie Laien- und Berufs-Musikern.
Am 10. und 11. September jeweils um 19 Uhr wird es dann soweit sein. In der der Dresdner Theaterruine Sankt Pauli wird das Musical-Konzert »Welcome To Wanderland – A Musical Tribute To Frank Wildhorn« aufgeführt. Unterstützt werden Uwe Hanicke und Reinhart Gröschel dabei von Tanztrainern und Berufsmusikern der Region.
„Träume aus Licht“ – der Zauber in Musik
Erstaufführung von „Träume aus Licht“ in Dresden im Theaterhaus Rudi (Lilian Megerlin,unisono 4/2014)
Träume aus Licht zauberte der Veranstalter dimuthea auf die Bühne, und sein Publikum gab sich bedingungslos diesem Zauber hin. Aus 100 Jahren Filmgeschehen waren in akribisch-attraktiver Weise Titel zusammengetragen und auf hohem Niveau dargeboten worden, das übrigens gleich an zwei Tagen hintereinander. Das vorwiegend junge Ensemble zeigte dabei eigene Darstellungsfreude an den Darbietungen, die sich in unterschiedlicher Weise aneinanderreihten – mal als Solo, mal „chorisch“, mal mit Humor, und immer schauspielerisch untermauert – Musik und Theater eben!
2012 trat dimuthea zum ersten Mal an die Öffentlichkeit mit „Theater, Theater, nichts als Theater“. Inzwischen ist man gereift, ohne dabei die jugendliche Frische zu verlieren. Wie gesagt, aus 100 Jahren Filmgeschichte waren sie gewoben – diese „Träume aus Licht“ – ein Titel, der auf die Musik von Andrew Lloyd Webber zurückgeht. Das allein bedeutete bereits Musikalität pur. Der rote Faden, der sich fast unmerkbar durch das Programm zog, bot sensible und/oder auch launige Spielweise, bereichert durch filmische Darstellungen auf der Leinwand. Generationsübergreifend war die Begeisterung des Publikums jederzeit zu spüren, wobei meine Altersgruppe wahrscheinlich jeden Titel hätte mitsingen können. Diese alle hier aufzulisten würde den Rahmen meiner Zeilen sprengen. Mir jedenfalls gefiel die Veranstaltung am Sonnabend so gut, dass ich beschloss, am nächsten Tag noch einmal wiederzukommen. Und das habe ich getan und genossen.
Bliebe noch Reinhart Gröschels Dirigat aus dem Hintergrund zu erwähnen: Es beherrschte in jeder Phase die Szenerie. Ich hätte mir nur gewünscht, dass beim „Piano“ junger Solostimmen das Piano etwas verhaltener gewesen wäre.
Die hundertjährige Filmgeschichte hat sicher noch viel mehr zu bieten, und ich denke, dass Reinhart Gröschel und seine Crew schon noch einiges herausfiltern werden. Ein Hinweis von mir: Schaut doch auch mal nach bei den Comedian Harmonists. Dimuthea ist Mitglied des Ostsächsischen Chorverbandes. Aber mit reiner Chormusik lässt sich dieses Ensemble nicht ein, auch wenn manche Titel chorischen Zusammenklang atmen. Mit lokalen Kenntnissen und sehr humorvoll führte der erfahrene Moderator Andreas Mann durch das Programm. Die 6. Auflage eines Konzertes in dieser Konstellation wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.
Ich würde mir mehr solcher Außenseiter im Verband wünschen. In diesem Sinne meine Empfehlung an unsere Chöre: Schaut doch beim nächsten Konzert dieser Außenseiter ganz einfach mal rein. Es lohnt sich bestimmt! Ich bin jedenfalls ganz sicher „Wiederholungstäter“.
Was dimuthea zu wünschen wäre? Ein paar Männer vielleicht, auch wenn es in der Operette „Gasparone“ von Carl Millöcker heißt: „Es gibt keine Männer mehr“. Na ja, das stimmt nicht ganz. Auf ein andermal, liebe Freunde – ich freue mich auf eure neuen „Träume aus Licht“. Wer mehr über das Ensemble erfahren möchte und auch die Termine nicht verpassen will, findet alle Informationen unter www.dimuthea.de oder auf Facebook.
„Träume aus Licht“ mit dimuthea
Premiere von „Träume aus Licht“ im Alberttreff Großenhain (Anja Schmidl, Besucherin,unisono 2/2014)
DIeMUsikTHEAtralischen e.V. (dimuthea) aus Dresden eröffneten mit dem Programm „Träume aus Licht – wir machen Musik aus über 100 Jahren Filmmusikgeschichte“ die diesjährigen Theatertage in Großenhain/Sa. Und da ging wirklich gleich das Theater-Film-Licht an.
Die Verknüpfung von Singen und Spielen sowie der Projektion von Filmtrailer und Hintergrundbildern war eine außergewöhnliche Besonderheit dieses 90-minütigen Programmes. So liefen zu dem sehr emotionalen „May it be“ aus „Herr der Ringe“ beeindruckende Landschaftsaufnahmen und man wurde auf „SoloSunny“ mit einem kleinen Filmausschnitt eingestimmt.
Die Bühne des „Alberttreff“ war wie eine Revue-Treppe abgestuft. So waren die 15 Sängerinnen und Sänger in verschiedensten Choreografien und Spielszenen nahe am Publikum und dieses mit in die Filmmusiken und die Handlungen hineinnahmen – eine wunderbare Symbiose von Darstellern, Filmbeiträgen und Publikum! UFA, MGM, DEFA und weitere namhafte Filmfabriken waren mit Melodien unter anderem aus „Solo Sunny“, „Herr der Ringe“, „Wie im Himmel“, „Immer nur du“, „Sister Act“ und „Singin In The Rain“ vertreten.
Sehr ergreifend, wie die Schlussszene von „Wie im Himmel“ – im Film mit freiem Chorgesang – in „Lenas Lied“ hinüberglitt.
Die sängerischen und darstellerischen Leistungen von dimuthea ließen aufhorchen: Da ist ein gutes vielfarbiges Stimm- und Spielmaterial vorhanden und ein echtes Ensemblegefühl, bei dem Lust am Spiel, Freude am Singen und manche tolle Einzelund Chorleistungen zu bewundern waren. Die musikalische Breite des Repertoires bedeutet Abwechslung im Programm. Percussive Elemente aus dem Ensemble heraus ergänzten diesen als richtig gelungen zu bezeichnenden Auftritt dimutheas mit guten kreativen Ideen.
Für Hirn und Herz
Konzert und Spiel mit DIMUTHEA im Rudi (W. Zimmermann, DNN vom 18.7.2012)
Mit dem etwas empörten Hinweis „Um Himmelswillen, nein! Das sind weder Russen noch Griechen, das sind alles waschechte Dresdner!“ klärte man den Rezensenten vor dem Konzert von DIMUTHEA im Theaterhaus RUDI auf. Der hätte das zwar irgendwann sicher auch geschnallt. Doch wissen ist natürlich besser als ahnen. Was aber verbirgt sich nun hinter dem durchaus nach Ouzo und Olymp klingenden Wort DIMUTHEA? Ganz einfach: Es ist lediglich die Kurzfassung des Wortungetüms „Die MUsikTHEAtralischen“. ein Verein, in dem sich sanges- und spielfreudige Dresdner beiderlei Geschlechts (inklusive Kinder) organisiert haben. Um gemeinsam zu singen. Zu tanzen. Zu schauspielern. Demgemäß nennt sich ihr aktuelles Programm auch „Theater, Theater. nichts als Theater“, dessen bestens besuchte Premiere nun im Rudi stattfand. Künstlerischer Leiter des Projektes ist Reinhart Gröschel (ein gebürtiger Vogtländer des Jahrgangs 1956), geprobt wird immer donnerstags im der Aula der 25. Grundschule „Am Pohlandplatz“. Zwölf Frauen, vier Männer und einige Kinder bilden das Ensemble.
Einen roten Faden durchs Programm gibt es trotz aller gegenteilger Beteuerungen schon. Gezeigt wird im Spiel nämlich die erste Probe zu einer neuen Show. Mit dem Hinweis „Wir haben keine Programmfolge und auch keine Titelliste gedruckt!“ wird der Zuschauer zugleich auf ein gespieltes Provisorium eingestimmt. Der Aufruf, sich überraschen zu lassen, funktioniert tatsächlich: Es gibt Gelegenheit, einen durchaus komplizierten Probenprozess nachempfinden zu können. Mit all den dazugehörigen kleinen Eifersüchteleien, mit Streitereien, Sticheleien und jeder Menge anderem Zoff – wie dem Männermangel im Ensemble. Die Frauen fordern nämlich: „Wir wollen keine Männer mehr spielen! Ergo geht es auf Männersuche. Mit Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“ besteigt man einen Zug. Man begegnet zwar einer Gruppe singender Mönche, die aber mit der von den Frauen favorisierten Musik absolut nichts am Hut haben. In einem Biergarten werden die Frauen dann aber tatsächlich fündig, treffen auf einen singenden Koch und einen ebenfalls singenden Kellner. Und einer von denen intoniert dann mit Inbrunst „Ein bissl fürs Hirn und ein bissl fürs Herz“ (aus dem Mozart-Musical, dessen Text Michael Kunze geschrieben und dessen Musik Sylvester Levay komponiert hat). Gassenhauer aus UFA-Filmen („Ach wie ist der Jonny schön!“) und verschiedenen Musicals (wie der groteske Geschlechterstreit aus lrving Berlins „Annie Get Your Gun“, in dem es heißt „Alles was Du kannst, das kann ich viel besser“ oder auch das leicht pathetische „There’s No Business Like Show Business“) verknüpfen die Handlung lose miteinander. Selbst Schlager wie „Ganz Paris träumt von der Liebe“ und Monty Pythons unsterblicher Song „Always Look On The Bright Side Of Life“ dürfen im Programm nicht fehlen.
Die gute Stimmung und die Spielfreude der munteren Akteure nahmen im Laufe des Abends noch zu. Je sicherer man sich auf der Bühne fühlte und je intensiver der Beifall anfeuerte. Selbst bei der GEMA bedankte sich das Ensemble lautstark. Nämlich für deren so großzügig erteilte Erlaubnis, im Stück drei Musiktitel aus Disney-Filmen aufführen zu dürfen. Dieser Dank wird den gerade so intensiv in der öffentlichen Kritik stehenden Urheberrechtsschützern sicher wie Öl runtergehen. Tantiemen muss DIMUTHEA wohl dennoch zahlen.
Theater, Theater, nichts als Theater
DieMusikTheatralischen (dimuthea) luden zur Premiere (Lilian Megerlin, unisono 4/2012)
Dass sie Außenseiter sind, wussten Freunde und Leser spätestens dann, als man sie im Heft 03/11 von unisono als neues Mitglied des Ostsächsischen Chorverbandes vorstellte. Das einzige, was da auf Choriges schließen ließ, war die Tatsache, dass irgendwie und irgendwann gemeinsames Singen angesagt war und ist. Ansonsten sind sie halt Exoten – die zur Stunde 17 Mitglieder einer Gruppe, die im Jahre 2008 auf Initiative von drei Musikinteressierten entstand und die sich ich in ihrem Vorstellungsartikel „Freies Vokalensemble“ nannte. Allerhand haben sie von Anfang an auf ihre Fahnen geschrieben: Musical, Operette, Klassisches, Spiritual, Swing und… – nur eben keine Chormusik im eigentlichen Sinne.
Mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt ließen sie sich Zeit, mehr Zeit, als sie eigentlich geplant hatten. Ihre Premiere war nämlich bereits für April 2012 angesagt, fand aber erst ein Vierteljahr später statt, was letztendlich nicht zu Lasten der Spannung ging und sicher auch nicht zu Lasten der Qualität. Viele Zuschauer waren interessiert am „dimuthea“-Theater – auch ich, hatte ich doch noch in meiner offiziellen unisono-Zeit den Entstehungs- und Reifeprozess dieses Ensembles mitverfolgt. Und dann war es so weit! Pünktlich um 19.00 Uhr hob sich am 15. Juli im Theaterhaus „Rudi“ der Vorhang. Ach so – es war ja gar keiner da. Alles vollzog sich auf offener Bühne vor dem Publikum. Da wurden die sparsamen meist selbst geschaffenen Kulissen hin und her getragen, wie man sie gerade für die einzelnen Bilder – und um die ging es eigentlich – brauchte. In 9 Szenen, die von Uwe Hanicke erdacht und von Professor Reinhart Gröschel musikalisch inszeniert, einstudiert und geleitet wurden, führten die Akteure ihr Publikum durch das Geschehen – mit gesanglichen Einzeldarbietungen, mit gemeinsamem Gesang, mit theatralischer Szenerie – eigenwillig, kreativ, satirisch, humorvoll, aber auch hin und wieder hintergründisch ernsthaft. Die musikalische Bandbreite reichte von Barock bis Klassik, von Operette bis Musical und noch weiter in andere Genres. Bliebe zu erwähnen, dass man sich die Erlaubnis für die dargebotenen Titel erst beschaffen musste – wahrlich keine kleine Aufgabe. Betrachtet man nur das kollektive Singen oder die solistischen Einlagen, könnte eigentlich eine Chorinteressierte wie ich zufrieden sein und meinen, das Ganze sei ein Erfolg. Der war es ja auch, aber zusätzlich gab es noch die Szenerie, denn das Ganze war ja „Theater“.
Und hier meine ich, dass die locker aneinander gereihten Bilder ein durchgehendes Szenarium nicht immer erkennen ließen, die musste ich mir nachträglich erst erlesen. Vielleicht wäre ein Erzähler/eine Erzählerin, der oder die das Publikum von Bild zu Bild führt, eine Verständnishilfe gewesen. Vielleicht aber war auch nur die zu laute Stagepianobegleitung, die oft gegen das Textverständnis und sogar gegen die sängerische Leistung ging, schuld daran, dass man den großen Bogen des Geschehens nicht immer erkannte. „Alles was du kannst, das kann ich viel besser“ wirkte zum Beispiel aus dieser Sicht zu zaghaft, und der Text des „Musikkritikers“ war kaum zu verstehen. Hier besteht wohl noch „Trainingsbedarf“.
Alles in allem war es gelungenes „Theater“, auf dessen Neuauflage man gespannt sein darf.
Ich freue mich jedenfalls auf die Fortsetzung.
Ach ja – eines hatte „dimuthea“ doch mit den üblichen Chören (Frauenchöre ausgenommen) gemeinsam: den Männermangel. Es gibt wohl keine (singenden) Männer mehr, oder?
Wer über dimuthea noch mehr wissen möchte und vielleicht neugierig geworden ist, der findet unter www.zentrum-stimme.de/dimuthea weiter Informationen und Termine für die nächsten Aufführungen von „Theater, Theater, nichts als Theater“.
dimuthea – DIeMUsikTHEAtralischen – stellt sich vor: Braucht Dresden noch ein Vokalensemble?
(Reinhart Gröschel und Uwe Hanicke, unisono 3/2011)
Wenn sich donnerstagabends die 15 SängerInnen im „ZENTRUM der menschlichen STIMME” (Niederwaldstr. 10 in Dresden) treffen um zu üben, gibt es viel zu erzählen und zu lachen. Die Gesichter strahlen. Neues wird ausgetauscht, Persönliches und Berufliches und im Tango-Rhythmus geht es klingend weiter in die Probe: „Jimmy, der will tanzen geh’n!”. Wir stellen uns die zugezogenen Fensterläden der Nebenstraßen in Buenos Aires vor, Menschen, die mit den Nachbarn tuscheln; und doch: es ist „nur” ein KANON …
SINGEN & SPIELEN. Singend spielen. Spielend singen.
Im Oktober 2008 wurde dimuthea als >Freies Vokalensemble< durch drei musiktheatralisch Engagierte ins Leben gerufen. Im Jugendhaus des CVJM zu Dresden-Laubegast fanden wir ein erstes Probendomizil und versuchten, ein wenig Stadtteilausstrahlung zu bekommen. Das gelang eher weniger. Umso mehr drängte sich erneut die bange Frage auf: Braucht Dresden noch ein weiteres Vokalensemble? Unsere Antwort eindeutig:
JA!
Warum? Es gibt doch in Dresden schon circa 60 Chöre aller couleur. Viele institutionell hoch angebunden an berühmte und weniger berühmte Musikhäuser und -orchester. Sind sie dort nicht auch oft billige Arbeitskräfte mit Disneyland-Erfahrungs und Erlebniseffekt? Ähnlich den WalzertänzernInnen, welche beim Semperopernball zum Beispiel die Garderobe selbst zahlen, um „einmal dabei sein zu können”!?
JA, JA!
Weil die Musik aus Musical, Operette, Weltmusik, Spirituals, Klassischem, Swing, Evergreens mit ihren humorvollen, satirischen, ernsthaften, klangvollen und mitreißenden Melodien und Themen vom Leben erzählt; von den vielen Charakteren, Geschichten, Begegnungen, von freud- und leidvollen oder grau und verbittert ringenden, von lachenden, fröhlichen, lustigen Gesichtern.
JA, JA, JA!
Dresden braucht ein weiteres Vokalensemble! Nicht nur mit guten und engagierten Sängerinnen und Sängern, sondern auch mit Mitstreitern, die sich im Singen und Spielen entdecken, die Möglichkeiten ihres Ausdrucks ausloten und ausprobieren! Und das nicht in Karaoke oder im Playback-Stil, sondern leibhaftig!
dimuthea ist ein Laienensemble, in dem sich StudentenInnen, SeniorenInnen, eine Kosmetikerin, ein Me-dienfachmann, eine Beamtin, KünstlerIn-nen, LehrerInnen …, begegnen. Eine bunte Mischung unserer Kulturgemeinschaft, die sich Gesellschaft nennt. Und inzwischen klingt es nicht nur in „My fair Lady” auf der Vokal-Bühne, sondern auch in den persönlichen und Ensemble-Begegnungen ganz herzlich: Ich bin gewöhnt an dein Gesicht!
Und weil das so ist, wird im April 2012 unser erstes in sich geschlossenes Programm Premiere haben: „Theater, Theater, nichts als Theater” . Darin werden Ensembles- und Solobeiträge erklingen, spielerisch verbunden mit einer kleinen Geschichte unter anderem aus „Der Glöckner von Notre Dame”, „Mozart!”, „Kiss Me Kate”, mit Humorvollem nach Mozart, Madrigalen, Spirituals, Evergreens und immer wieder im Streit der Geschlechter gern (aus-)gespielt: Alles, was du kannst, das kann ich viel besser! Dazu bald mehr hier oder unter www.zentrum-stimme/dimuthea.com. Natürlich sind MitstreiterInnen immer willkommen.